GEORGIEN

Hauptstadt: Tiflis

Einwohner: 3, 729 Mill.

Fläche: 69 700 km²

Währung: 1 Gel = 100 Tetri

BIP pro Einwohner: 3 605 US$

Tag 100   25.06. 2012    Mtsvane Kontskhi   Kilometer 5437

 

 

 

Rein nach Georgien

 

Am Donnerstag, den 21.Juni, haben wir in Trabzon unsere Velos bestiegen. Bis nach Batumi, kurz hinter der georgischen Grenze, waren es gute 200 Kilometer. Allerdings teilten wir uns die Strecke so ein, dass wir am Freitagnachmittag in Ardesen eintrafen und uns ein Hotel nehmen konnten. Schließlich mussten wir unserer Fußballtruppe wieder nach vorn helfen.

Da wir beständigen Rückenwind hatten, war die Fahrt bis Batumi ziemlich problemlos, abgesehen von vielen Tunneln mit bis zu 2 Kilometern Länge. Als wir aber die Grenze erreichten, waren wir doch froh der ewig geraden Schnellstraße zu entkommen. Auf ihr fühlten wir uns nahezu eingepfercht. In den Städten gab es nicht nur Leitplanken. Sogar mannshohe Gitter schirmten uns vom Meer und den Orten ab.

 

In Sarpi empfing uns Georgien mit lustigen Buchstaben, schlechten Straßen und Mädels in knappen Bikinis.

Auf der Suche nach einem Schlafplatz gerieten wir kurz hinter Batumi durch glückliche Umstände auf einen Bauernhof mit preiswerten Fremdenzimmern. Es ist zwar alles recht spartanisch, aber trotzdem sehr gemütlich.

 

Für unseren Pausentag hatten wir sogar eine Tagesaufgabe. An unserem Kocher ist ein O-Ring defekt, den ich provisorisch mit Isoband geflickt habe. Wir versuchten hier Ersatz zu bekommen. Sind aber gescheitert. So eine winzige Dichtung ist doch zu filigran für diese Gegend. Einen Outdoorladen gab es hier leider auch nicht. Auf den nächsten Händler werden wir aber erst in Teheran treffen. Das kann noch heiter werden.

 

Batumi fällt mit einem nicht sehr einladenden Stadtzentrum und recht großzügigen Uferpromenaden auf. Abgerundet wird das ganze Areal durch teils sehr futuristische Hotelkomplexe. In der Region gibt es außerdem ein funktionierendes Dolmuschsystem (Minibus).

So ist es kein Problem vor der Stadt zu wohnen und trotzdem flexibel zu sein.

 

 

 


Tag 108 03.07.2012 Armenische Grenze (Sadakhlo) Kilometer 5900

 

 

 

Bloß nicht im Stehen fahren

 

lautete unsere Devise als wir morgens in Shorapani losfuhren. Nachdem es bereits nachts kräftig geregnet hatte, konnten wir im trockenen frühstücken und zusammenpacken. Aber genau beim Start begann es erneut zu nieseln. Da es relativ warm war zogen wir zum Schutz nur Regenjacken über.

Da hieß es die Sattel „trocken sitzen“ und dann unbedingt sitzen bleiben. Wer will schon den Luxus eines trockenen Hosenbodens aufs Spiel setzen?

Viel geholfen hat diese Strategie aber auch nicht. Es regnete immer stärker und selbst mittags war in dem engen Tal keine Besserung in Sicht. Da half nur noch die komplette Regenausrüstung.

So konnten wir die zwar bergige, aber sehr reizvolle Umgebung kaum genießen.

 

Zum Glück wollten wir heute so wieso ein Hotel nehmen um das Halbfinale nicht zu verpassen. Allerdings gab es in der ganzen Gegend nur ein Einziges. Und das war echt grausig. Zu einem solchen Tag passt das Fußballergebnis natürlich auch noch.

Aber wie immer kam nach so einem schrecklichen Tag ein richtig famoser. Bei schönem Wetter und mit Rückenwind rollten wir Tbilisi entgegen. In einem Hostel der Hauptstadt Georgiens blieben wir für 2 Tage, schauten uns die eher unauffällige Stadt an und entspannten dabei.

 

 

 

Was gibt es aus Georgien noch zu berichten?

 

Die Autofahrer sind die wahnsinnigsten, die wir bisher gesehen haben. Es wird in den unmöglichsten Situationen überholt, alle sind ständig am Drücker. Selbst vor Kurven und Bergkuppen wird aus hinteren Positionen angegriffen. Es kam vor, dass uns eine Kolonne von 10 Autos entgegenkam. Davon sind 5 – 6 gleichzeitig ausgeschert um zu überholen. Beim geübten Blick in den Rückspiegel erkannten wir sofort einen herannahenden LKW. Dann drückten alle erst mal auf ihre Hupen, langanhaltend. Anschließend suchte sich jeder rasch einen neuen Platz in der Kolonne, bevor der LKW da war. Und zwischen drin mussten wir noch die paar Quadratmeter finden, die wir zum Überleben brauchen. Und wir sind wirklich bescheiden. Okay, ich habe ein wenig übertrieben. Auf uns haben sie schon immer genügend Rücksicht genommen. Wir leben ganz gut von unserem Exotenbonus. Aber verrückt sind die wirklich.

 

Außerdem fielen uns irre viele deutsche Transporter mit ihren alten Firmenaufschriften auf. So extrem haben wir das noch nie gesehen. „Gipser Lutz – Neunkirchen“, „Ihr Frischebäcker – Kassel“, „Zweiradhandel Moser – Garching“, …...... Dergleichen sind uns in Georgien Hunderte begegnet.

 

Einen Buchladen haben wir auch gesucht. Aber selbst in Batumi, einer 100 000 Einwohner Stadt, gibt es keinen. Wir haben uns durchgefragt (Kniga-Magazin). Man hat uns höchstens an klapprige Zeitungskioske mit ein paar abgegriffenen Krimis verwiesen.

 

Die Leute in Georgien sind vielleicht nicht so herzlich wie anderswo, sie haben uns aber trotzdem sehr nett aufgenommen. Andere Reisende haben von extremen Wodka-Konsum berichtet. Wir können das nicht bestätigen. Betrunkene haben wir nur ein paar in Tbilissi gesehen.

 

In der Landwirtschaft herrscht verkehrte Welt. Im ganzen Land grasen die Kühe frei, am liebsten im Straßengraben. Auch die Schweine streifen umher und durchstöbern alles nach Fressbarem. Dafür sind die Getreide- und Gemüsefelder eingezäunt. Als Schutz vor den Kühen und Schweinen. Verrückt!

 

Über den Kaukasus können wir leider nicht viel sagen. Wir haben ihn nur aus der Ferne gesehen und seine Ausläufer bewundert. Von einem Engländer der in dieser Region als Englischlehrer unterwegs ist, wissen wir aber das es eine wahnsinnig tolles Wanderterrain sein muss. Für ihn ist Georgien fast das Nr. 1 – Reiseland.

 

Und so wirbeln wir der armenischen Grenze entgegen.