Mit den Fahrradnomaden zum Nordkap

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Am Ziel unserer Tour - Das Nordkap - 71° 10' 21'' N

 

 

 

Tag 38       28. Juni 2017     Honningsvag        Kilometer 2262

 

 

Am 36. Tag unserer Tour bzw. am 29. Radeltag nach unserer ersten Pedalumdrehung in Erfurt erreichten wir schließlich unser Ziel, dass Nordkap.

Dieser (fast) nördlichste Punkt Europas liegt auf einem steil aus dem Eismeer aufregenden Schieferplateau auf der norwegischen Insel Mageroya.

Von hier aus sind es nur noch 2100 Kilometer bis zum Nordpol. Den Polarkreis überquerten wir bereits vor 514 Kilometern.

Diese exponierte Lage macht das Kap zu einem sehr gern besuchten Ziel. Immerhin zieht es inzwischen jährlich ca. 200 000 Besucher an.

Gestern erfuhren wir bei einem Besuch von Honningsvag, dass ein beachtlicher Teil mit sagenhaften 92 Kreuzfahrtschiffen hierher kommt.

An Nr. 2 der Transportmittel steht sicher das Wohnmobil, von denen wir mindestens Hunderte oder gar Tausende gesehen haben. Dann kommen die Motorradfahrer, wobei die vielleicht noch mehr frieren als wir, wie uns einige erzählten.

Fast am Ende der Kette strampeln wir schließlich hier hinauf. Aber nicht zuletzt möchte ich erwähnen, das wir sogar zwei Wanderer getroffen haben. Ein Pärchen aus der Schweiz, das in den Süden wandert und dafür in dieser einsamen Gegend für bis zu 5 Tage Proviant mitschleppen muss.

Ihr seht, es gibt viele Arten hierher zu gelangen. Für jeden ist etwas dabei. Sogar einen kleinen Flughafen gibt es hier in Honningsvag.

Seit Nordfinnland und vor allem in Norwegen ist es sehr bergig. Wir mussten auf den letzten beiden Etappen einige Tunnel durchqueren. Wobei natürlich der Nordkaptunnel am spektakulärsten ist. Er verbindet die Insel mit dem Festland, bis 1999 war hierfür eine Fähre nötig.

Der Tunnel ist 7 Kilometer lang. 3 Kilometer geht es mit 9% bergab. Dann 1000 Meter flach und schließlich wieder 3 Kilometer mit 9% bergauf. Ganz unten ist man beachtliche 212 Meter unter dem Meeresspiegel. Ein echt zwiespältiges Gefühl.

Trotzdem waren bei der vorletzten Etappe die Tunnel das leichteste. Verhießen sie uns doch für einige Kilometer weder Regen noch Wind.

Unsere letzte Tagesetappe von 32 km begannen wir schließlich in Honningsvag, dem Hauptort auf der Insel, frohen Mutes bei teils sonnigem Wetter. Von den 800 Höhenmetern auf der kurzen Strecke und dem üblichen Gegenwind ließen wir uns auch nicht die Laune verderben. Wir hatten entsprechend Zeit eingeplant. Aber als auf den letzten 5 Kilometern vor dem Kap ein undurchdringlicher Nebel alles einhüllte, sauste unsere Stimmung schneller in den Keller als wir die Abfahrten hinunter.

Auf dem Nordkapplateau, auf dem man kaum 30 Meter weit sehen konnte, ist ein riesiger Parkplatz für Motorräder, Autos, Wohnmobile und Busse, der recht teuer ist. Kommt man aber mit dem Fahrrad ist der Besuch dort oben Gratis. Als wir uns weiter im Nebel voran tasten entdecken wir die wirklich große Nordkapphalle mit Museum, viel Gastronomie und Souvenirshops.

Immer mehr wird uns klar, dass der Nebel eher dichter wird anstatt zu verschwinden. Angesichts der Wetterbedingungen, es waren knapp über Null Grad, gefühlt waren es einige Grad darunter, beschließen wir unser Zelt nicht in dem Sturm aufzustellen, sondern fahren bereits am Abend wieder hinunter nach Honningsvag auf den Campingplatz. Nach Mitternachtssonne sieht es leider wirklich nicht aus, wie uns die Insider versichern.

So sehr Bine auf dieses Ziel hingeackert hat, so kaputt war sie auch nach den Strapazen der letzten Woche. Noch während wir das Zielfoto schossen spürten wir wie die Anspannung nachließ. Bine verkündete spontan, dass wir an den beiden Tagen bis zu unserem Rückflug keinen Meter Radfahren würden. Und das mit einer Vehemenz als würde sie es in Stein meißeln. Aber ehrlich gesagt ging es mir auch nicht viel besser.

In Honningsvag gibt es zum Glück einen kleinen Regionalflughafen. Wir werden am Donnerstag morgen, mit mehrmaligem Umsteigen, von hier aus nach Hause fliegen.

Für ein anständiges Resümee über so eine Tour ist es natürlich wichtig die Sache ein paar Tage ruhen zu lassen. Damit werden wir uns noch einmal melden und hoffen, dass ihr bis dahin noch schön neugierig bleibt.

 

 

 

 


Am Rande der Komfortzone

 

 

Tag 33    23. Juni 2017    Stabbursdalen   Kilometer  2060

 

Bei unserer Ausfahrt aus Rovaniemi, bei herrlichstem Wetter, lag ja noch der Besuch des Weihnachtsmanndorfes vor uns. Ein bisschen skurril ist Weihnachten im Sommer ja schon. Außer für die vielen Chinesen mit ihren allgegenwärtigen Selfiesticks. Die agierten hier, als wäre wirklich Heiligabend.

Eigentlich besteht das ganze Dorf hauptsächlich aus mehreren Souvenirshops, zu 90% zum Thema Weihnachten und 10% Finnland, und der Weihnachtsmannpoststation. Santa Claus haben wir übrigens nicht entdeckt, nur einige seiner Gehilfen. Aber vielleicht ist er ja tatsächlich an der Costa Brava.

Wichtiger war für uns, dass wir auf diesem Gelände sichtbar den Polarkreis überqueren würden. Und das taten wir ausgiebig.

 

Also, über das Wetter in Finnland können wir echt nicht meckern. Wir hatten viel Sonne und Maximaltemperaturen von über 20°C. Hier oben in Lappland musste aber auch mal Schluss sein damit. Und das war es dann auch ziemlich plötzlich.

Angekündigt waren in Ivalo ein Temperatursturz und viel Regen. Da wir zeitlich ganz gut dran waren, haben wir die beiden schlimmsten Regentage in einem sehr komfortablen Bungalow (Mökki) auf einem Campingplatz abgefeiert.

Als wir dann am Dienstag weiter wollten, war aber immer noch etwas Regen angesagt. So mussten wir neben unseren warmen Sachen auch noch die Regenausrüstung ausgraben.

Sie waren durch das schöne Wetter in den unendlichen Tiefen unserer Radtaschen schon längst aus unserem Blickfeld geraten. So schlimm war es dann aber doch nicht. Regenjacke und -hose verpackten wir wieder griffbereit. Aber die warmen Sachen brauchten wir. Es war morgens nahe dem Gefrierpunkt und ein eisiger Nordwind schlug uns beim Start ins Gesicht.

Tags darauf hat es uns aber doch noch ereilt. Den ganzen Tag pedalten wir bei gerade mal 2°C und Schneeregen mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze über sehr welliges Gelände.

Wie jeder Radfahrer weiß, fühlt man sich bei Dauerregen trotz bester Regensachen irgendwann nicht mehr trocken. Wobei schwer zu sagen ist, was jetzt Schweiß und was Regenwasser ist.

Bine hat an solchen Tagen natürlich reichlich mit Fluchen zu tun. Ich glaube schon gegen den Wettergott und gegen den der hier die Gegenhänge gebaut hat. Gegen mich sicher nicht. Denke ich. Wenn uns dann aber der ewige Nordwind auch noch ein paar Böen entgegenschickt, setze ich mich lieber nach vorn ab und fahre zweihundert Meter vor Bine her, bevor ich unter die Räder komme. Man weiß ja nie.

Aber zum Glück gibt es auf den hiesigen Campingplätzen Hütten mit famoser Heizung zum Sachen trocknen. Und das hat prima geklappt. Auch Bine war nach einer heißen Dusche schnell wieder besänftigt.

Inzwischen sind wir in Norwegen und den Regen haben wir fast hinter uns gelassen. Manchmal scheint sogar wieder die Sonne. Allerdings wird es nur sehr zögerlich wärmer. Aber Hey: wir sind in der Arktis.

Heute Nachmittag erreichten wir den beachtlichen Porsangerfjord. Er ist mit einer Breite von bis zu 20 Kilometern und einer Länge von 123 Kilometern der viertlängste Fjord Norwegens. Außerdem, Angler aufgepasst, münden die Lachsflüsse Borselva, Lakselva und Stabburselva in den Porsangerfjord. Die Campingplätze sind wirklich gut auf die Angler eingestellt. In den Gemeinschaftsküchen riecht es entsprechend permanent nach Fisch.

Von hier sind es nun nur noch 170 Kilometer bis zum Nordkap. Und die Vorhersagen versprechen uns zwar keine wesentliche Erwärmung, aber klares Wetter für unsere Nordkaptage. Drückt uns die Daumen.

 

 


Dem Polarkreis entgegen

 

 

Tag 24   14. Juni 2017    Rovaniemi    Kilometer 1509

 

 

So idyllisch wie zuletzt ging es leider nicht weiter. Wir hatten unsere Stahlrösser zur Ostsee gelenkt um an den kommenden Tagen der Küste Richtung Norden zu folgen. Eine gute Idee, dachten wir. Letztlich haben wir aber das Meer auf 300 Kilometern nur ganze 2 mal gesehen. Zu allem Überfluss gab es zur küstennahen E75 keine wirkliche Alternative. Aber immerhin konnten wir auf dem meist schnurgeraden und bestens asphaltierten Highway bei einigen über 100 Kilometer langen Etappen unserem Zeitplan etwas voraus eilen.

Erwähnen möchten wir auch unbedingt die sehr rücksichtsvollen finnischen Autofahrer. Sie lassen uns immer mehr als genug Platz zum Überleben.

Aber nach 300 Kilometern Highway war es dann genug und wir bogen wieder ins Landesinnere nach Rovaniemi ab.

Natürlich trafen wir dort wieder auf einen recht großen Abschnitt Schotterpiste. Die kennen wir ja bereits aus Schweden.

Untergeordnete Landstraßen fangen gerne ganz harmlos und gut asphaltiert an. Dann kann es sein, dass ohne Vorankündigung der Spaß vorbei ist und die Schotterpiste beginnt, in dem Fall für 35 Kilometer. Die Qualität ist leider nur manchmal gut, also der Untergrund fest. Auf vielen Passagen muss man ständig auf der Hut sein um auf losem oder sandigen Untergrund nicht die Kontrolle zu verlieren.

Inzwischen sind wir aber unbeschadet in Rovaniemi, der prosperierenden Hauptstadt Lapplands am Polarkreis angekommen.

Mit dem Wetter haben wir übrigens richtiges Glück. Die Einheimischen versicherten uns schon mehrmals, dass es noch vor 2 Wochen massiv geschneit hat und auch Frost herrschte. Dann ist die Natur innerhalb einer guten Woche regelrecht explodiert und hat alle Landschaften in ein helles, strahlendes Frühlingsgrün getaucht.

Und dank des Phänomens der Mitternachtssonne geht diese inzwischen gar nicht mehr unter. So haben wir nun bei bestem Wetter 24 Stunde Sonnenschein. Bine macht das beim Schlafen gar nichts aus. Ich Weichei brauche dafür aber schon seit Helsinki eine Schlafmaske. So ist das.

Hier in Rovaniemi besuchten wir gestern das Arktic Museum. Einerseits eine sehr interessante Ausstellung rund um das Thema Arktis. Zum zweiten beherbergt der Komplex ein sehr anschauliches Museum über das Leben nördlich des Polarkreises. Im Mittelpunkt stehen natürlich die Samen, die seit Urzeiten diese für uns wirklich unwirtlichen Gefilde bevölkern.

Gezeigt wurde uns auch, wie die Samen in ihren Zelten, den Kote oder Lavvu, mit ihren Familien die langen finsteren Monate der Polarnacht bei klirrender Kälte und meterhohem Schnee überstanden haben. Für uns unvorstellbar. Zum Glück wohnen wir in gemäßigten Regionen, kann ich nur sagen.

Wir haben inzwischen die Pause genossen, Wäsche gewaschen, die Fahrräder gecheckt und packen nachher unsere sieben Sachen wieder zusammen. Morgen früh geht es weiter Richtung Norden. Aber zunächst nur für etwa 8 Kilometer. Dann kommt ja am Polarkreis das Weihnachtsmanndorf, wo bekanntermaßen der Weihnachtsmann wohnt und seine offizielle Poststelle unterhält.

Da wollen wir mal nach schauen, was der spendable alte Mann im Sommer so macht. Ob er wirklich wie wild Geschenke bastelt oder ob er doch in den Süden abgehauen ist.

 

 


Abgetaucht in Finnlands Seenlandschaft

 

 

Tag 17 07.Juni 2017 Kokkola Kilometer 1071

 

 

Trotz schlechter Wettervorhersage verließen wir Helsinki guter Dinge. Am ersten Tag ging es bei lausigem Aprilwetter noch recht gut voran.

An den beiden Tagen danach kamen wir dann aber doch gehörig ins schleudern. Buchstäblich. Es war Gegenwind angekündigt. Eher Gegensturm mit 50 km/h und Böen bis 75 km/h. 2 heftige Böen haben uns auch fast in den Straßengraben katapultiert. Da haben wir vor lauter Schreck den Ort des Geschehens schiebend verlassen.

Dazu kamen noch ein paar Starkregen- und Graupelschauer.

Nach diesen Wetterkapriolen ist es inzwischen aber wieder deutlich besser geworden. Wir haben viel Sonne, Temperaturen von 12 – 20°C und sogar etwas Rückenwind.

Das war auch gut so. Denn sonst hätten wir gar nicht den Blick für die überwältigende Natur frei gehabt. Immerhin sind wir auf unserem Weg durch Südfinnland an unzähligen der 188 000 finnischen Seen vorbei gekommen, gesäumt von unberührten Kiefern- und Birkenwäldern. Vor allem die vielen Birken erinnern uns stark an beeindruckende Reisereportagen aus dem einsamen Karelien, das ja gar nicht so weit entfernt ist. Eine klare Empfehlung für die gestressten mitteleuropäischen Seelen. Den Wald gab es schon lange vor unserer Zeit. Und es wird ihn auch noch lange nach uns geben, wispern uns die Bäume zu. Und wenn wir im Zelt liegen singen uns die Vögel das gleiche Lied, gerade so als befürchteten sie, dass wir das frisch gelernte zu schnell wieder vergessen.

Die Zivilisation grüßt hier, hat man erst einmal den Helsinkier Großraum verlassen, allenfalls mit ein paar kleinen Orten und einzelnen Holzhäusern im bezaubernden Timberstil. Wir haben sogar wieder etwas Notproviant dabei.

Seit unserem Start in Helsinki verfolgten wir beharrlich unsere Hauptrichtung nach Norden.

 

Nach über 500 Kilometern sind wir nun zurück an der Ostsee, in Kokkola. Hier nahmen wir uns auf einem Campingplatz eine Hütte und genießen heute einen Pausetag.  


Helsinki – Die Tochter der Ostsee

 

 

Tag 10      31. Mai 2017     Helsinki     Kilometer  512

 

Also viel passiert ja nicht während einer Fährüberfahrt. Auch wenn sie über 30 Stunden dauert. Aber viel hatten wir auch nicht vor. Schließlich wollten wir uns von unserer doch kräftezehrenden Anreise erholen. So verbrachten wir die Zeit an Bord mit Essen, Schlafen und Müßiggang. Und die Verpflegung war immerhin sehr gut. Es gab abwechselnd Brunch-, Abend- und Frühstücksbuffet. Natürlich mit Unterbrechungen. Das wäre ja auch noch schöner.

Imposant ist aber so eine Riesenfähre gewiss. Die Lkws verteilten sich auf mehrere Decks. Die Pkws und Wohnmobile verloren sich dazwischen. Und für unsere Fahrräder wies man uns ein kleines Eck auf Deck 5 zu. Wir sicherten sie mit einem Spanngurt gegen die Unwägbarkeiten einer Seefahrt. Man weiß ja nie. Es war aber doch übertrieben, wie sich dann herausstellte.

Am Sonntagvormittag landeten wir schließlich in Helsinki an und hatten gleich noch eine 16 Kilometer lange Fahrt zu unserer Unterkunft zu absolvieren.

Was uns gleich auffiel waren die sehr großzügigen Radwege vom Fährhafen weg und auch durch die ganze Stadt.

Vor uns lagen nun 2 Stadttage. Schließlich war es es unser erster Helsinkiaufenthalt.

Mit einem Flyer bewaffnet machten wir uns auf den Weg, die darin verzeichnete rote Linie für den Stadtführungsbus abzuwandern. So war im Norden unsere erste Station der Olympiakomplex von 1952. Leider werden aber das Stadion und auch der sonst begehbare Turm gerade grundhaft saniert und waren somit gesperrt.

Weiter ging es zum Sibeliusmonument, den wir ehrlich gesagt noch gar nicht kannten. Wir erfuhren aber, das Jean Sibelius (1865-1957) der bedeutenste finnische Komponist war und mit seinen Werken auch international sehr bekannt ist und geachtet wird. Er gilt als Komponist der finnischen Natur und verstünde es bestens diese Eindrücke in Musik umzuwandeln.

Im Süden im Hafen angekommen aßen wir in einer typischen Markthalle Mittag, bevor wir den höchsten Punkt der Stadt erklommen. Von der 14. Etage eines Hotels hatten wir auf der Dachterrasse einen schönen Überblick über ganz Helsinki mit seinen ca. 600 000 Einwohnern.

 

An unserem zweiten Tag in Helsinki fuhren wir mit der Metro hinunter in die Stadt. Nachdem gestern die Uspenski-Kathedrale mit verrammelten Türen glänzte und uns nicht einließ, versuchten wir heute unser Glück bei dem strahlend Weißem Dom von Helsinki. Diesmal hatten wir mehr Glück und ließen uns auch vom Inneren der sehr schlichten, aber gerade dadurch sehr erhabenen Kirche beeindrucken.

 

Auf vorgelagerten Inseln liegt die alte Festungsanlage Soumenlinna. Die letzte Garnison hat sie zwar bereits vor über 50 Jahren verlassen. Die beeindruckend große Verteidigungsanlage spielt aber im Nationalverständnis der Finnen, die erst seit 1917 eine unabhängige Republik haben, eine große Rolle. Im Zwanzigminutenrythmus pendeln Fähren vom Helsinkier Hafen in 15 Minuten zu den Festungsinseln. Alles ist sehr gut erhalten und verschiedene Museen locken den Geschichtsinteressierten.

 

 

Aber Morgen, ja Morgen geht es hinaus aus der Stadt und hinein in Finnlands wilde Seenlandschaft.

Nordkaptour

 

 

Auf wunderschönen Flussradwegen von Thüringen zur Ostsee

 

Tag 5     27. Mai 2017     Travemünde     Kilometer 492

 

 

Am 22. Mai, einem Montag Morgen, war es soweit. Wir bestiegen in Erfurt unsere bepackten, etwas überladen wirkenden Fahrräder und fuhren los. Ein bisschen ungewohnt war es sicher. Wie immer absolvierte ich die ersten Tritte vom Hoftor weg im Stehen. Dabei kam aber die ganze Fuhre unerwartet so heftig ins schaukeln, dass ich mich schleunigst wieder hinsetzte. Der nächste Versuch gelang mir schon deutlich besser.

6 Wochen haben wir Zeit. Also genug für eine etwas längere Radeltour, dachten wir uns.

Beim Nachdenken und Beratschlagen landeten wir schnell beim Nordkap, dass für uns schon immer ein Traumziel war.

So starteten wir schließlich in Erfurt auf 51 Grad nördlicher Breite und schickten uns an am nördlichsten Punkt Europas immerhin noch den 71. Breitengrad zu überqueren. Vorher steht  in Nordfinnland auf 66° N sogar noch die Polarkreisüberquerung an. Toll.

Aber wie immer beginnt auch eine lange Reise mit ein bisschen Planung. Natürlich wollten wir wieder zu Hause los radeln. Diesmal aber nicht ganz. Wir hatten ja nur 5 Tage um in Travemünde den Fährhafen zu erreichen.

Deshalb fuhren wir von Erfurt mit der Bahn hinauf nach Leinefelde im Thüringer Eichsfeld. Von dort, auf fast 500m über dem Meer, stürzten wir uns einer erstklassigen Startrampe für unsere Unternehmung hinunter. Immerhin hatten wir für die 500 Kilometer bis nach Travemünde nur 5 Tage Zeit. Da es aber auf dem ersten Abschnitt über 40 Kilometern richtig gut bergab ging konnten wir gleich mal mit einer einer langen Etappe starten.

Auch anschließend blieb es bis zur Fähre an der Ostsee flaaach.

Auf den ersten 300 Kilometern bis nach Soltau folgten wir dem Leineradweg. Der war durch das Eichsfeld richtig toll zu fahren.

Auf sehr verschlungenen, romantischen und meist asphaltierten Wegen ging es durch das Ohmgebirge hinab in die die Heidelandschaft. Geprägt war dieser erste Abschnitt vor allem von sehr schönen Ortschaften und meist bewaldeten Hügeln.

In der Heide war es natürlich nicht mehr so spektakulär, aber trotzdem sehr abwechslungsreich.

Von Soltau fuhren wir hinüber nach Lüneburg und folgten von dort der „Alten Salzstraße“, einer alten hanseatischen Handelsroute, nach Travemünde. Die Landschaft und die Dörfer und Städte glänzten nun zunehmend mit norddeutschem Flair. In Lauenburg überquerten wir die Elbe und spürten regelrecht, dass das Meer nicht mehr weit ist.

Die Nächte verbrachten wir selbstverständlich im Zelt und haben mit unserem Benzinkocher schon wieder den ersten Liter Benzin verbraucht.

So anstrengend diese 5 Tage auch waren, genossen wir es wirklich sehr uns nun wieder vom Reisealltag treiben zu lassen. Das Wetter hat es uns aber auch sehr leicht gemacht. Es war immer trocken, bis um die 20°C warm und meist sonnig. Auch der in Norddeutschland ortsansässige und scheinbar nie ruhende Nordwestwind konnte uns kaum bremsen. Und wenn wir abends in unsere Schlafsäcke verschwanden und den Zeltreißverschluss zu zogen waren wir zu Hause. Einfach unbeschreiblich.

Pünktlich am Abend des fünften Tages erreichten wir Travemünde und standen kurze Zeit später am Check Inn Schalter von Finnlines und warteten das es los ging. Bis 3:00 Uhr dauerte es aber noch. Die Fähre würde 30 Stunden, also bis Sonntag früh nach Helsinki brauchen.