AUSTRALIEN

Hauptstadt: Canberra

Einwohner: 24, 314 Mill.

Fläche: 7 692 524 km²

Währung: 1 Austr. Dollar = 100 Cent

 BIP pro Einwohner: 51 593 US$

Tag 439   30.05.2013   Melbourne   Kilometer 19501

Australien

 

 

Nachdem unser Flug von Bali erst nach Norden über Kuala Lumpur ging, landeten wir planmäßig kurz vor Mitternacht in Melbourne. Vieles wussten wir natürlich über unseren neuen Reisekontinent. Aber aufregende Wochen erwarten wir trotzdem. Schließlich liegt Australien zu weit weg von Deutschland um für uns als Reiseland alltäglich zu sein.

 

Auch von dem hohen Preisniveau haben wir hinlänglich gehört. So wussten wir schon vorher, dass wir wieder selbst kochen müssen und Hotels ab sofort gestrichen sind.

 

Die Einreise verlief nach den ganzen Gruselgeschichten erstaunlich problemlos. Nachdem wir unser Gepäck und unsere Fahrräder wieder in den Händen hielten und unsere Pässe gestempelt waren, ging es noch um ein paar Kurven und plötzlich standen wir vor dem Flughafengebäude. Ohne jegliche Kontrollen.

 

 

Die ersten Tage würden wir ja bei Judy und Don in Melbourne verbringen. Sie haben wir im Dezember in Hanoi kennengelernt. Nachdem wir uns damals über unsere Reisen ausgetauscht hatten und wir erzählten das wir auch nach Australien wollten, haben sie uns spontan zu sich eingeladen. Ich warnte sie noch bei uns mit solchen Einladungen vorsichtig zu sein. „Wir kommen zwar nicht so schnell, aber wir kommen“. Sie haben nur gelacht und erwidert wir sollten sie unbedingt besuchen.

Ähnlich entspannt und sehr kurzweilig verliefen auch unsere ersten Tage in Australien. Wir hatten viel Spaß mit unseren Gastgebern. Wenn sie uns nicht gerade Australien erklären mussten, wir hatten so viele Fragen, gab es immer was zu lachen.

 

Melbourne zeigte sich uns als sehr moderne Stadt. Sie ist sehr aufgeräumt. Hat ein tolles Hafenviertel, feine Radwege mit zugehörigen Radfahrern, ist Shopping- Sport- und Kulturmetropole. Die Menschen haben Spaß an ihrer Stadt und das überträgt sich auch auf ihre Gäste.

 

Aber nach drei Tagen Melbourne mussten wir schließlich doch weiter. Wir haben ja noch einiges vor auf unserem neuen Kontinent. Zuerst sollte es in Richtung Westen gehen. Wenn wir schon an der Südküste Australiens sind, wollen wir selbstverständlich die Great Ozean Road nicht verpassen.

Diese beeindruckende Straße windet sich entlang einer spektakulären Küste im westlichen Victoria.

Sie wurde zwischen 1919 und 1932 von Kriegsheimkehrern gebaut und gilt heute als eine der eindrucksvollsten Küstenrouten weltweit.

Die vorgelagerten Riffe zwingen die ständig anrollenden Wellen hoch hinauf und schicken sie dann mit beeindruckender Höhe und großem Getöse der Küste entgegen. Im Wasser warten schon, trotz herbstlicher Temperaturen, an manchen Abschnitten unzählige Surfer auf die besten Wellen, um auf ihnen dem Strand entgegenzurasen. Vor allem im April erreichen sie unglaubliche 10 Meter Höhe. Dann trifft sich hier die Weltelite zu den Surfweltmeisterschaften.

Nachdem wir über Lavers Hill einen Inlandsabschnitt absolvierten und an der Küste zurück sind, bekommen wir nun eine Steilküste mit faszinierenden Felsformationen zu sehen. Höhepunkt sind natürlich die weltberühmten Twelve Apostles, die einer Laune der Natur folgend als einzelne Felsnadeln vor der Küste im tosenden Ozean zurückgeblieben sind. Aber auch das nur zeitlich begrenzt. Bereits heute existieren nur noch 8 dieser Zacken, nachdem 2005 wieder einer den Wellen zum Opfer fiel.

 

 

Tag 453   13.06.2013   Bairnsdale   Kilometer 20278

Gippsland in Victoria auf dem Fahrradsattel entdecken

 

 

Schon nachts rüttelte ein Sturm so heftig an unserem Zelt, dass wir mehrmals wach wurden. Als wir pünktlich 6:00 Uhr aufstanden, hatte sich das Wetter wieder etwas beruhigt und wir dachten uns nichts dabei, als wir frühstückten. Auch als wir den kurzen Weg zur Fähre zurücklegten, waren wir noch guter Dinge und freuten uns auf die Überfahrt nach Phillip Island. Dann wurden wir mit der Auskunft schockiert, dass der Fährbetrieb wegen zu starkem Wind eingestellt worden war. Damit war nun gar nicht zu rechnen. Aber so schnell geht es. Gerade hatten wir unsere nächsten Ziele zeitlich abgesteckt, schon war alles nur noch Makulatur.

Ein kurzer Blick auf die Karte verriet uns, das wir auch in 1 bis 2 Tagen um die Bucht radeln konnten, die die Insel umschließt und sie auch über eine Brücke zu erreichen war. Auch wenn dies zunächst heftigen Gegenwind bedeutete gingen wir frisch ans Werk und landeten mit 2 Tagen Verspätung, davon 1 Regentag, auf Phillip Island.

Das wir die Insel nicht auslassen wollten, hatte natürlich seinen Grund. Nur hier gibt es die einzigen freilebenden Zwergenpinguine zu bestaunen. Und gestaunt haben wir wirklich als pünktlich mit einbrechender Dunkelheit die Pinguinparade begann. Wie aus dem nichts kamen die drolligen Frackträger aus dem riesigen Ozean an genau vorbestimmter Stelle in zwanziger bis dreißiger Gruppen an den kilometerlangen Sandstrand. Von einer letzten Welle ließen sie sich im Sand absetzen und wackelten, ohne sich von den vielen Besuchern stören zu lassen, zu ihren Schlafplätzen in den kniehohen Büschen der Dünen. Ein herrliches und unvergessliches Schauspiel.

Das Fotografieren war leider nicht erlaubt aber absolut nachvollziehbar. Die Tiere können von den Kamerablitzen leicht erblinden.

Auf unserer bisherigen Tour sahen wir auch viel von der einzigartigen Tierwelt Australiens. Vor allem Kängurus sehen wir täglich mehrmals. Außerdem Füchse und sehr farbenprächtige und dadurch sehr auffällige Vögel. Allerdings hat dieser Tierreichtum auch seine Schattenseite. Seit wir durch Victoria radeln, sahen wir bestimmt 10 überfahrene Kängurus und Füchse.

Auch unser bisher einziger Koalabär war bezeichnenderweise ein Verkehrsopfer am Straßenrand.

Als wir unsere Fahrt durch Victoria, teils auf Highways und teils auf schmalen Landstraßen fortsetzten, spürten wir auch die viel gelobte Gastfreundschaft und Unkompliziertheit der Australier. Einmal wurden wir von Kathrin, einer Mitarbeiterin in einem der vielen und sehr hilfreichen Informationszentren zum Diner und zur Übernachtung nach Hause eingeladen.

Einige Tage später hielt mitten auf dem Princess-Highway John mit seinem Wagen an. Er lud uns spontan zu sich ein, wenn wir noch nichts besseres zur Übernachtung hätten. Hatten wir nicht. Er erklärte uns den Weg und 2 Stunden später saßen wir frisch geduscht bei ihm und seiner Frau Therese am Abendbrottisch und unterhielten uns über ALDI in Australien. Hier gibt es offensichtlich in jeder Stadt eine Filiale. Viele Australier scheinen Fans der deutschen Kette zu sein. Wir natürlich auch.

Toll die Ausies. So kann es weitergehen.

 

 

 

Tag 463   23.06.2013   Narooma    Kilometer 20702

Victoria & New South Wales – Oder wie wir lernten kleinere Brötchen zu backen

 

 

Tägliche Höhenprofile wie ein EKG, sehr kurze Tage und eine Woche Dauerregen drosselten unseren Tatendrang erheblich. Ja, ja, jetzt meckern die schon wieder wegen dem Wetter rum. Aber so ist das eben, wenn man 24 Stunden draußen ist, oder das zumindest vor hat.

Und von so viel Regen waren selbst die Einheimischen überrascht. Wir haben viele Überschwemmungen gesehen. Betroffen waren in unserem Blickfeld aber nur Weideflächen und 2 Campingplätze.

Von den 8 Regentagen hockten wir 2 in Bairnsdale bei unserem Couchsurfer-Host James Eckerslay und einen Tag in einem Bungalow auf einem Campingplatz. Die anderen 5 Tage haben wir teils klitschnass, auch die beste Regenkleidung ist irgendwann einmal durch, tapfer dagegen gehalten und uns an den unzähligen Gegenhängen abgequält.

Ging es doch mal ein paar Kilometer flach dahin, vermuteten wir gleich wir hätten uns verfahren. So ganz ohne Berg.

 

Schon als wir unseren Australientrip planten, störten wir uns an den zu erwartenden kurzen Tagen. Schließlich ist hier gerade Winteranfang. In der Praxis hat das zur Folge, dass wir bereits ab 15:00 Uhr die sehr guten Schlafplätze nehmen und nach 16:00 Uhr alle Vertretbaren beziehen müssen. Gegen 17:00 Uhr ist es Zappenduster.

Morgens und abends reicht die Kraft der zu weit im Norden stehenden Sonne nicht mehr aus, um das Zelt mal flink zu trocknen. Die inzwischen kalten Nächte bringen reichlich Kondenswasser.

Da müssen Kompromisse her. Noch kürzere Radeltage, ein immerfeuchtes Zelt oder etwas dazwischen.

Aber erzählen wollen wir auch von einem wunderschönen Reiseland. Es gibt unglaublich tolle Natur. Immer wieder halten wir an, z. B. oben nach einem Gegenhang, und bestaunen die Aussicht auf Sandstrände, Steilküsten, Buchten und die nie versiegende Kraft des Meeres, mit der es verschwenderisch umgehend, eine Riesenwelle nach der anderen gegen die Küsten schickt. Die Straßen sind zum Radeln perfekt, es ist kaum Verkehr.

Die Ausies sind offen und herzlich und fragen immer wieder wo hin wir denn wollen, mit unseren Pushbikes. Ja, ihr habt richtig gehört. Die sagen hier wirklich immer Pushbikes zu Fahrrädern. Ist das zu fassen. Erst wollte ich denen das abgewöhnen, wo wir doch schließlich immer fahren und nur ganz ganz selten schieben. Aber nach den letzten Tagen. Vielleicht haben die doch recht....

 

 

Und dann bescherte uns noch ein holländisches Radelpärchen eine Begegnung, über die wir noch heute mit dem Kopf schütteln. Es war einer dieser lausigen Tage mit immer wieder einsetzendem Regen und kaum 10°C. Wir hatten Regensachen an und auch einiges drunter. Plötzlich kamen die beiden, vielleicht etwas älter als wir und hatten tatsächlich nur eine kurze Radhose und ein dünnes Langarmtrikot an, die Ärmel keck nach oben geschoben. Auch wasserdichte Überschuhe zierten ihre Füße nicht. Wir froren schon beim hingucken. Unglaublich...  

Tag 474   04.07.2013   Sydney   Kilometer 21026

Sydney

 

Wer von Melbourne nach Sydney radeln will, der sollte sich vorher mit dem Höhenprofil befassen. Ein Zuckerschlecken war das nicht. Wir mussten auf den ca. 1800 Kilometern fast 20 000 Höhenmeter platt machen. Aber ehrlich gesagt haben sie uns manchmal platt gemacht. Und das, obwohl auf unserer Route kaum ein Berg über 400 Meter hoch war.

So kam es, dass wir auf unserem Weg durch Victoria und New South Wales viel mehr geschoben haben, als auf unserer gesamten Tour durch Europa und Asien. Unser täglicher Arbeitsplatz sah sehr oft folgendermaßen aus: Steil hinab zum Bach, über die Brücke, dann steil hinauf zum Höhenrücken, dann wieder steil hinab zum Bach, manchmal auch Fluss, über die Brücke, dann wieder steil hinauf... Manchmal hatten wir den ganzen Tag lang kaum ein ebenes Stück, egal ob Oben oder Unten.

Die Steigungen kamen oft mit 4 – 6 % daher, schockierten uns aber auch sehr gern mit 8 – 12 % manchmal sogar bis 17%. Mit viel morgendlichem Elan oder ordentlich Frust im Bauch fuhren wir noch bis 10%. Später nur noch bis 8, irgendwann stiegen wir schon bei 6% ab und schoben. Unseren Unmut riefen wir rechts und links in die wunderschönen Wälder Südostaustraliens.

Aber wie immer freut man sich über ein erreichtes Ziel am meisten, wenn die Trauben besonders hoch hängen. Und vor den Toren Sydneys waren die Strapazen schnell vergessen.

 

Um Sydney aber endgültig zu erreichen, folgten wir dem Rat vieler Einheimischer und anderer Reiseradler und bestiegen 50 Kilometer vor der Stadt den Zug. Zu oft wurden wir vor der Businesscity gewarnt. Sydney ist eine reine Autostadt und gar nicht für Radfahrer geeignet.

 

In den folgenden Tagen wohnten wir bei Kristina und Nic in Narrabeen, an den Nordstränden von Sydney. Die beiden begeisterten Fahrradfahrer und Abenteurer lernten wir Ende August letzten Jahres in Turkmenistan kennen. Damals radelten wir ein Stück zusammen und verabredeten uns natürlich sie zu Hause zu besuchen.

Von dieser Basis aus erkundeten wir die Millionenstadt und fuhren zunächst mit dem Bus in die City. Sehr aufgeräumt, sehr clean und sehr geschäftstüchtig kommt das Wolkenkratzerviertel daher. Den Menschen scheint es gut zu gehen. Ständig volle Restaurants und unendlich viele Nobelboutiquen wollen uns das beweisen. Aber sicher ist auch hier nicht alles Gold was glänzt.

Doch Spaß macht es alle male sich ein bisschen die Hacken wund zu laufen.

 

Am vierten Juli konnten wir tatsächlich Bine's Traum Wirklichkeit werden lassen und sind an ihrem 50. Geburtstag mit einer Fähre in den Sydney Hafen, von Manly kommend, hineingebraust. Am Bug stehend genossen den wohl berühmtesten Blick auf Sydney Harbour mit dem Opernhaus an Bakbord und der Harbourbridge an Steuerbord. Die weltberühmte Brücke wird von den Sydneysidern übrigens auch Der Kleiderbügel genannt.

 

An unserem letzten Tag in Sydney hatten wir noch eine besondere Begegnung. Über zwei Ecken erfuhren wir, dass hier seit 10 Jahren die ehemalige Geraerin Anja Freund wohnt, deren Mutter Bine durch mannigfaltige berufliche Kontakte bereits über viele Jahre kennt. So verabredeten wir unsam Fähranleger in der Innenstadt und spazierten an der Oper vorbei in den Botanischen Garten. Das heißt, Anja spazierte und wir schoben unsere Fahrräder. Aber darin haben wir ja Übung.

In dieser herrlichen Grünen Oase hatten wir 3 Geraer uns natürlich viel zu erzählen.

 

 

Doch dann hieß es endgültig von der Metropole Abschied nehmen. Wir verließen Sydney in Richtung Blue Mountains.